Agaporniden

Nordeifel 

 Zahme Agaporniden

 

Die Frage zahm oder nicht zahm bei Agaporniden ist häufig in den sozialen Netzwerken Auslöser für sehr emotionale Streitereien und ich möchte heute aus meiner Sicht versuchen auf dieses Thema einzugehen damit die Halter Unterstützung bekommen die sich gar nicht mehr trauen zu schreiben das sie Probleme mit ihren zahmen Agaporniden haben und eigentlich eine andere Vorstellung  hatten und auch für solche Halter die mit dem Gedanken spielen sich einen zahmen Agaporniden oder ein zahmes Agaporniden Pärchen zu holen.

 

 

 

 

Beißend seinen Menschen erziehen.

 

Ein jeder private Halter wünscht sich das seine „Haustiere“ Agaporniden zu einem kommen, auf der Hand sitzen, aus der Hand fressen, bei einem auf der Schulter sitzen und das man sie streichelt um ihnen innige Zuneigung zu signalisieren und genau da fangen die Probleme an denn ein Agapornide ist ein Wildvogel und er wird es immer bleiben.

Sie begleiten einen auf Schritt und Tritt und das Privatleben wird sehr eingeschränkt.

Der Wunsch ihn zum Haustier zu machen das man liebt und kraulen möchte scheitert und nach einiger Zeit sind sehr viele Halter frustriert weil aus einem kleinen zahmen Agaporniden mit der Zeit ein ausgewachsener, auf den Menschen geprägter und sehr bissiger Macho Agapornide wird.

 

 

 

 

Macho Agapornide

Ein Agaporniden Jungvogel als Naturbrut wird von seinen Eltern als einer von vielen betrachtet und die „Kindheit“ (Aufzucht durch die Elternvögel) ist in ca. 4 Wochen beendet denn dann wurde das Jungtier ausreichend gefüttert, gewärmt und es muss  sehr schnell flügge werden um in der rauen Natur selber zurecht zu kommen, ist er dazu nicht in der Lage so hat er keine Überlebenschance.

Agaporniden sind Instinkt gesteuert und darauf bedacht ihre eigene Art zu erhalten da sie viele natürliche Fressfeinde haben steuert die Natur sie zu diesem schnellen Erwachsen werden.

Kommt nun der Mensch mit seinen Bedürfnissen ins Spiel wird dieses natürliche Verhalten der Agaporniden verändert und Probleme in der späteren Haltung sind vorprogrammiert.

In Ohren beißen ist eine bevorzugte Erziehungsmaßnahme aus Agaporniden Sicht.

 

Was bedeutet der Begriff handaufgezogene, zahme Agaporniden ?

Die Jungvögel werden als Nestlinge von ihren Eltern entfernt und mit speziellem Aufzuchtbrei vom Menschen mit der Spritze aufgezogen und viele empfinden das als okay weil Kleinkinder ja auch schon mal von Ersatz Mamis und Papis aufgezogen werden.

 

 

 

 

Sie begleiten einen immer und überall hin. Am Anfang erfüllt einen dieses Verhalten mit Stolz aber dauerhaft wird es sehr Anstrengend.

Ein fataler Denkfehler denn Agaporniden sind eine Vogelart und kein Säuger mit völlig anderen Bedürfnissen und die Körpersprache die solche Handaufzuchten vom Menschen übernehmen werden von ihnen ganz anders interpretiert.

Aus Bellas Sicht war der Mensch ihr Partner und wehe er wollte nicht wie sie es wollte.

Der Mensch denkt das seine Handaufzucht-Methode doch völlig normal ist, er zieht ja ganz ähnlich seine menschlichen Kinder auf.

Da ein solcher Agapornide nicht versteht/verstehen kann was sein Mensch von ihm will übernimmt er schon ab dem Ästlingsalter (wenn er aus dem Nest ausfliegt) die Position des „Chefs“.

 

 

 

 

Solche Agaporniden belagern ihre Menschen regelrecht.

Er beginnt seinen Menschen zu erziehen da dieser ihm keine für ihn verständlichen Grenzen aufzeigen kann und er erzieht ihn so wie er ihn haben will aber er weis ja gar nicht wie ein nicht zahmer Agapornide ist da ihm jegliche Erziehung und Führung seiner Vogeleltern fehlt und der Kreislauf beginnt.

Der zahme Agapornide wird von seinem Halter gestreichelt weil der Mensch streicheln mit Liebe und Zuneigung in Verbindung bringt ohne zu wissen das ein Agapornide durch streicheln sexuell stimuliert wird und sexuelle Stimulation (vor allem durch streicheln am Rücken) zeigt einem Agaporniden das sein menschlicher Partner nun bereit zur Paarung ist.

Der Mensch ist aber ja nicht zur Paarung mit seinem Aga bereit und der Vogel ist frustriert weil sein Mensch ihm etwas verspricht aber dann doch nicht hält und von Mal zu Mal wird er bissiger (sexuelle Frustration).

Will der Mensch nicht dann wird gebissen und selbst dicke Lederhandschuhe sind kein Hindernis

 

 

Der Agapornide beginnt durch ein ganz spezielles Verhalten auf sich aufmerksam zu machen um dadurch seine Bedürfnisse befriedigt zu bekommen.

Er sucht immer wieder die Nähe seines Menschen, er legt sich auf den Rücken um auf sich aufmerksam zu machen, er schreit und nach vielen Malen missglückter Annäherungsversuche an seinen Menschen wird er bissig und beißt bevorzugt in Finger, Nase, Ohren, Lippe oder in den Nacken.

Ich denke aus diesem Blickwinkel haben das viele Halter zahmer Agaporniden noch nicht gesehen.

 

Was mache ich wenn ich einen schon geschlechtsreifen zahmen, bissigen Agaporniden/Agaporniden-Paar   habe?

 

 

 

 

Ein zahmes Paar ist etwas einfacher da beide gleiche Empfindungen haben und sich zumindest ein wenig verstehen aber der Mensch ist immer die Nummer 1 sobald er zu Hause ist.

 

Das ist eine nicht einfache Aufgabe die viel Verständnis und Einfühlungsvermögen voraussetzt.

Wir selber haben 2017 eine Not- Handaufzucht bei einem Rosenköpfchen Männchen durchgeführt da er einen schweren Geburtsfehler hat, behindert ist und von seinen Eltern nicht ausreichend gefüttert wurde und die Herausforderungen vor die wir täglich gestellt sind bedeuten viel Arbeit.

 

 

Rümpchen noch ganz jung und lieb. Da sind sie noch alle süß.

 

in handaufgezogener zahmer Agapornide der auf seinen Menschen geprägt ist kann nicht mehr umerzogen werden wie manch einer denkt denn der Kontakt zu seinem Menschen wird lebenslänglich bestehen bleiben.

Sobald sein Mensch den Raum betritt wird er immer von seinem zahmen Agaporniden als Partner empfunden und aufgesucht, bekommt er dann nicht von seinem Menschen was er möchte dann beißt er zu egal was er auch gerade von seinem Menschen erwartet.

 

 

 

 

Als Heranwachsender ist Rümpchen noch lieb und beißt nicht.

 

Wird er dann „bestraft“ durch Abweisung führt das nur so noch mehr Frustration und er beißt erst richtig zu.

 

Einen zweiten Agaporniden holen ist dann für viele Halter der nächste Schritt aber auch das ist leider keine Garantie dafür das der zahme, fehlgeprägte Agapornide zu einem normalen Aga wird denn auch dann steht der Mensch nach wie vor an erster Stelle und der hinzugeholte zweite Aga wird oft als Rivale angesehen und bejagt oder weg gebissen sobald er sich dem Menschen des zahmen, fehlgeprägten nähert.

 

 

Hier ist es schon mit lieb sein vorbei und wehe er bekommt seinen Willen nicht dann beißt er hemmungslos zu.

 

Wählt man einen zweiten Agaporniden dann sollte im Vorfeld das Geschlecht durch einen DANN Test ermittelt werden denn wenn man zwei weibliche Agaporniden hat die beide zahm und fehlgeprägt sind oder einer zahm die andere nicht zahm kann es mit einsetzen der Geschlechtsreife zu tödlichen Kämpfen um dem Menschen als Geschlechtspartner kommen.

Hier einige Info zur Durchführung einer DNA Analyse ( http://www.agaporniden-nordeifel.de/DNA-Analyse-Geschlechtsbestimmung )

 

Auch bei zwei männlichen Agaporniden treten ähnliche Probleme auf wie oben schon genannt und der Halter kann versuchen diese Situation etwas abzufedern indem er sich nicht dazu hinreißen lässt den zahmen Agaporniden zu streicheln und er sollte sich ihm entziehen so oft es nur geht.

Versucht bitte euch zurück zu nehmen damit der zahme lernt sich mit seinem artgleichen Agaporniden zu beschäftigen und wenn ihr beide zu euch holt dann achtet unbedingt darauf das beide Agas absolut gleich behandelt werden denn abweisen des einen bedeutet das er gleich wieder frustriert ist und zu beißt.

Lasst sie im gemeinsamen Freiflug ihr Ding machen und haltet euch zurück denn nur so kann zumindest ein Ansatz von einem Vogel Paar mit der Zeit entstehen.

So wenig wie möglich menschlicher Kontakt und bei Haltern die den ganzen Tag mit solchen Agaporniden verbringen ist es wichtig die Zeit zum Menschen streng zu begrenzen.

 

Klappt es mit zwei Agas in einem Käfig nicht dann sollte ein zweiter Käfig angeschafft werden damit zur Nachtruhe jeder Aga seinen eigenen Käfig ist und evtl. hat man mit der Zeit das Glück das beide Agas in einem Käfig harmonieren aber dann bitte unbedingt alles in zweifacher Ausführung (2x Futter, 2x Trinken, 2x Äste usw.) und ihr müsst wirklich sicher sein das sie sich nicht an die Gurgel gehen.

Habt ihr mehrere Agaporniden und nur einen zahmen dabei dann kann man Glück haben das die nicht zahmen Agas den zahmen etwas sozialisieren aber es besteht auch die Gefahr das der zahme Agapornide die anderen attackiert, besonders wenn man alte oder kranke Agas hat ist diese Gefahr immer gegenwärtig und man sollte den zahmen immer nur unter Aufsicht zu den nicht zahmen Agaporniden lassen.

 

Ein zahmer Agapornide leidet sein Leben lang an einer gespaltenen Persönlichkeit denn er wird nie ein richtiger Vogel und kann meistens nichts mit Artgenossen anfangen.

 

 

 

 

Bella und Luca waren ein gegengeschlechtliches zahmes Paar das nicht immer nur beim Menschen war das ist uns ein kleiner Trost gewesen.

 

Mein Mann und ich wussten worauf wir uns einlassen und haben von Anfang an beschlossen das wir uns dieser Herausforderung stellen und unserem zahmen Aga ein lebenslängliches Zuhause bieten aber glaubt mir es ist nicht einfach und manchmal müssen wir schon viel aushalten wenn wir immer wieder von einem bissigen Agaporniden Männchen malträtiert werden.

Bisher haben bei uns drei zahme handaufgezogene Abgabe Vögel gelebt die schon älter waren und auch diese drei wiesen von der Aufnahme zu uns bis zu ihrem Tod immer gleiche Verhaltens Schema auf, übelst bissig waren alle.

 

Es ist nicht einfach und ich hoffe das ich durch unsere Erfahrungen mit zahmen Agaporniden dem ein oder anderen helfen konnte.

 

 

Liebe Grüße

Elke