Hirse
Körnerfutter Agapornidenarten und Sittiche.
Vorwort:
Ich möchte mich bei Olaf Hungenberg bedanken das ich seine ausführlichen Dateien für unsere Gruppe verwenden und für meine Homepage ergänzen darf.
Ich möchte euch nun einige Sämereien vorstellen die von unseren Agaporniden gefuttert werden und Olaf hat sehr viel Zeit investiert um sie genau zu beschreiben.
Ich ergänze dann einige besonders wichtige Sämereien die gerade für die Halter bei kranken und/ oder alten Agaporniden und Sittichen unterstützend wirken.
Hirse:
Rispenhirse – panicum miliaceum
Die Rispenhirse ist die häufigste Hirseart auf dem Vogelfuttersektor, sehr variationsreich und auch bekannt unter den Bezeichnungenproso-millet, gewöhnliche Hirse, Echte Hirse, Speisehirse, french-millet, Broomcorn, Ravi, gelbe Hirse, weiße Hirse, schwarze Hirse, Mizi-Millet(china), Silberhirse oder Platahirse.
Der oft benutzte Begriff „Broomcorn“ leitetsich von der Verwendung der Pflanze zur Besenherstellung ab und wird fälschlicherweise oft mit Sorghum (u.a. Milo, Dari) – welcher ebenfalls zur Besenherstellung verwendet wird – in Verbindung gebracht.
Die Farbpalette reicht von weiß über gelb bis hin zu rot und braun.
Regional bestehen deutliche Vorzüge für bestimmte Varianten.
So wird gerade in West-Europa die gelbe Hirse aus der „Plate“ Region von Argentinien am häufigsten gehandelt – uns allen sicher bekannt unter dem Begriff „Platahirse“.
Dies hängt sicher damit zusammen, dass sie einerseits relativ preisstabil war, aber auch damit, dass sie weicher im Korn ist als die übrigen Varianten und somit bevorzugt aufgenommen wird.
„Preisstabil war“ deshalb, da sie derzeit stark von recht günstiger osteuropäischer gelber Hirse verdrängt wird.
Diese ist jedoch deutlich größer (ähnlich der Silberhirse), wesentlich härter und wird gerade von Agaporniden sehr ungern angenommen.
Dass jedoch diese Hirse als „Platahirse“ angeboten und auch vermischt wird, ist ein Umstand der nett ausgedrückt „unfair“ ist.
Hier sollte gerade der Agapornidenhalter schon darauf achten, dass innerhalb einer Mischung oder auch als Einzelsaat ausgeschriebene Platahirse auch tatsächlich eine solche ist.
Die Platahirse ist leicht kleiner als die anderen Varianten, mehr oval als rundlich und einheitlich goldgelb gefärbt.
Für Sittiche spielt dies keine Rolle, da sie im allgemeinen mit dieser im Gegensatz zur Platahirse härteren gelben Hirse keine Probleme haben.
Speziell bei den Varianten aus den USA – hier Silberhirse und rote Hirse (oft auch als Dakotahirse bezeichnet) – Unterlagen in letzter Zeit die Preise durch Ernteeinbußen (z.B. Trockenheit in den USA 2003) extremen Schwankungen.
Gerade bei Mischungen für Standardwellensittiche, bei deren Züchtern die Silberhirse erfahrungsgemäß einen guten Ruf hat, führte die Kombination mit rotierenden Preisen bei Spitzsaat zu deutlich erhöhten Preisen.
Kolbenhirse / Borstenhirse – Setaria italica (u.a. Setariaarten und die Subspecies S.i.moharia; media und maxima)
Die Kolbenhirse ist mit einer Produktion von etwa 5 Millionen Tonnen hinter der Perlhirse die zweithäufigst angebaute Hirseart, liegt jedoch auf dem Vogelfuttersektor als Einzelsaat hinter der Rispenhirse.
Mit 3,7 Millionen Tonnen ist China der größte Produzent, wobei ein hoher Anteil der Produktion im Humanbereich Anwendung findet.
Weitere Produzenten sind Frankreich, die USA, Australien, Österreich und weitere regional begrenzte Anbaugebiete in Westeuropa.
Sie ist ebenfalls sehr variationsreich und auch bekannt unter den Bezeichnungen Senegalhirse, Mannahirse, Mohairhirse, Mohahirse, Moharhirse, Guzi-Millet(china), Italian Millet, Foxtail-Millet oder der uns allen bekannten roten und gelben Kolbenhirse (red bzw. yellow milletspray).
Oft wird die Einzelsaat auch „panicum“ genannt, doch gehört sie eindeutig nicht der Gattung „Panicum“ sondern der Gattung „Setaria“(lat. seta = Borste) an.
Die Kolbenhirse ist die domestizierte Form der auch bei uns heimischen grünen Borstenhirse (Setaria virdis).
Die kultivierten ostasiatischen und europäischen Stämme unterscheiden sich genetisch nur leicht voneinander, weisen jedoch eine unterschiedliche Spelzstruktur auf.
Innerhalb der Hirsesorten bilden sie mit der gelben Senegalhirse, der roten Mannahirse und der meist bräunlichen Mohairhirse die Gruppe der kleinkörnigen Hirsen.
Sie sind weitestgehend ein Bestandteil von Mischungen für Agaporniden, Prachtfinken, afrikanischen Girlitzen und teilweise auch von Mischungen für Sittiche, Kanarien und anderen Cardueliden.
In Kolben sind sie bei vielen Vogelhaltern ein Bestandteil der Ernährung und bieten dem Vogel aktive Beschäftigung.
Die Sortenzucht speziell in China zielt gerade für die Verwendung als Nahrungsmittel im Humanbereich auf verbesserte ernährungsphysiologische Aspekte hin, zu nennen ist vor allen die Erhöhung der Proteinwerte.
Japanhirse – Echinochloa crusgalli var. frumentacea Bei Japanhirse handelt es sich laut FAO um die kultivierte Form der Hühnerhirse „Echinochloa crusgalli“, auch wenn andere Quellen oft die Hühnerhirse der Art „Echinochloa colona“ als Stammpflanze benennen.
Auch von ihr bestehen verschiedene Varianten, so z.B. solche Kulturzüchtungen aus Australien mit einer erhöhten Korngröße, welche als Shirohie- Millet bezeichnet werden.
Hauptanbaugebiete sind Australien, China und die USA, wobei der überwiegende Anteil als Grünfutter oder Heu Anwendung findet und lediglich ein geringer Teil zur Saatgewinnung als Vogelfutter herangezogen wird.
Von allen Hirsesorten hat die Japanhirse den höchsten Proteingehalt, dessen Qualität aber jenem der Rispenhirse und Kolbenhirse unterlegen ist.
Sie wird aufgrund ihrer geringeren Härte sehr gerne angenommen.
Zusammen mit der roten Mannahirse, der Mohairhirse und hochwertiger Silberhirse, zählt Japanhirse zu den meist preisintensiven Sorten. Während wir bisher lediglich die kultivierten Sorten besprochen haben, muss man zwangsläufig auch die wild vorkommenden Sorten innerhalb unserer Flora ansprechen.
Diese eignen sich, ebenso wie „Flüchtlinge“ der kultivierten Sorten, allesamt sehr gut zur Fütterung und sollten bei Sammelaktionen von halbreifen Sämereien durchaus berücksichtigt werden.
Bei vielen der wild anzutreffenden Sorten handelt es sich um heimische Arten, welche man nach der „Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands" von Wisskirchen und Haeupler 1998“ in indigene Art(seit jeher heimisch), Archaeophyt(vor 1492 eingebürgert) oder Neophyt(nach 1492 eingebürgert) einteilt.
Alle Panicumarten sind z.B. Neophyten.
All diese Hirsesorten hier anzusprechen, würde den Rahmen dieses Berichtes bei weiten sprengen.
Interessant sind aber gerade die verschiedenen Digitaria-Arten – wie beispielsweise die blutrote Fingerhirse, die verschiedenen Setaria-Arten – wie beispielsweise die grüne und rote Borstenhirse und die gewöhnliche Hühnerhirse.
Allgemeines:
Aufgrund ihrer Zusammensetzung und der üblichen Unterteilung von Sämereien in fett- oder kohlenhydratreich, zählt man Hirse zu den kohlenhydratreichen Samen.
Innerhalb dieser Gruppe haben sie einen geringeren Fettgehalt als Spitzsaat oder Haferkerne und werden lediglich durch Buchweizen unterboten.
Der Proteingehalt ist wie üblich dem der fetthaltigen Saaten deutlich unterlegen.
Dennoch handelt es sich aufgrund des Aminosäuren Musters um hochwertiges Protein.
Hirse bietet sich als Bestandteil der Körnermischung für praktisch alle körnerfressenden Vogelarten an und bildet bei Agaporniden, Prachtfinken und Sittichen den Schwerpunkt.
Bei den feinschnäbligen Amadinen und Astrilden liegt der Schwerpunkt innerhalb einer Mischung klar bei den kleinkörnigen Hirsesorten.
Wichtig ist es, innerhalb einer Mischung ein vielseitiges Angebot zu bieten, da zum einen der Futterreiz bei Vögeln eine entscheidende Rolle spielt und zudem wie bereits eingangs erwähnt sortenabhängigen ernährungsphysiologischen Defiziten (z.B. bei den Aminosäuren) vorgebeugt wird.
Aber auch bei Kanarien und Cardueliden kann Hirse bei den kohlenhydratreichen Samen einen Anteil bilden.
Hier bieten sich insbesondere die kleinkörnigen Hirse und Japanhirse an, aber auch Silberhirse und Plata Hirse.
Bei entsprechender Gewöhnung wird sie gerne angenommen, zumal durch Gabe von halbreifer Hirse oder reifer Kolbenhirse sie bereits an die Aufnahme gewöhnt sind.
Bekannt ist z.B. durch die seinerzeit importierten Kanarien der Rasse Makige, dass sie im Ursprungsland Japan überwiegend mit Hirse gefüttert wurden.
Dass Hirse bei vielen Kanarienzüchtern eher ungern gesehen wird, liegt eher an überlieferten Aussagen ohne fachlichen Hintergrund, welche sich aber sehr hartnäckig im Umlauf halten (z.B. Die Farben- und Gestaltskanarien – Noorduijn 1905 – Zitat: Hirse kann nicht empfohlen werden.)
Hirse bietet sich auch im halbreifen Zustand als ideales Zusatzfutter in der Brutphase an und auch bei alten und/oder kranken Agaporniden ist sie zu empfehlen da die Proteine in halb ausgereiften Sämereien leichter verdaulich sind und den oft schon erkrankten Magen- Darmtrakt entlasten.
Das weiche milchige Korn wird problemlos angenommen und auch an die Nestlinge weitergegeben.
Hirse lässt sich einerseits problemlos anbauen, andererseits wird sie auch halbreif von Händlern angeboten.
Zum Beispiel hier: http://www.hirse-vom-bodensee.de/
oder hier: http://www.gruener-pfad.net/index.p…
Diese halbreife Hirse lässt sich auf Vorrat gut einfrieren.
Am besten bestellt zeitig vor damit die Hirsebauern größere Mengen einplanen können.
In der Erntezeit rufen sie dann vor der Lieferung an um einen Termin zu vereinbaren das auch an diesem Tag jemand Zuhause ist und die Lieferung entgegen nimmt.
Die frische halbreife Hirse sollte dann umgehend portioniert und eingefroren werden damit sie nicht anfängt zu schimmeln.
Weiterhin ist Hirse sehr gut als Keimfutter geeignet, zumal die angebotene Ware meist von guter Keimkraft ist.
Gekeimt wird sie praktisch von allen körnerfressenden Vögeln angenommen.
Wichtig hierbei ist die Quellzeit auf ein absolutes Minimum zu reduzieren und keine Hauptfuttermischungen zu verwenden, welche einerseits marktüblich ölpoliert sind und zudem Saaten enthalten können, welche dem Keimprozess nicht förderlich sind(z.B. geschälter Hafer, Leinsaat etc.)